Wenn der Wind nicht nur Strom, sondern Zukunft bringt

In der nordhessischen Stadt Trendelburg, eingebettet in die Landschaft des Reinhardswaldes, erzeugen seit dem Jahr 2018 sieben Windenergieanlagen des Typs Nordex N131 umweltfreundlichen Strom. Die Anlagen wurden von der VSB Gruppe geplant und errichtet. Sie verfügen über eine Gesamtleistung von 23,1 Megawatt – ausreichend Strom für die Versorgung von umgerechnet über 31.000 Menschen. Während die technische Leistung der Windkraftanlage beeindruckend ist, entfaltet sich ihre volle Bedeutung in einem weniger sichtbaren Bereich: der lokalen Wertschöpfung.

Bereits in der Planungs- und Bauphase wurde konsequent darauf geachtet, Unternehmen aus der Region einzubinden. Der Bau der Fundamente, die Errichtung der Zuwegungen, logistische Leistungen, Vermessungen und Gutachten – all das wurde, wo möglich, durch regionale Firmen umgesetzt. Für viele dieser Unternehmen bedeutete der Windpark nicht nur einen Auftrag, sondern auch eine Referenz für zukünftige Projekte im Bereich der Erneuerbaren Energien. Auch heute noch profitieren Handwerksbetriebe, Dienstleister und Forstunternehmen aus dem Umkreis vom Betrieb des Windparks – sei es durch Wartungsarbeiten, Vegetationspflege entlang der Wege oder technische Serviceleistungen.

Ein weiterer wirtschaftlicher Effekt zeigt sich auf kommunaler Ebene. Die Stadt Trendelburg erzielt über Pachtzahlungen für die genutzten kommunalen Flächen regelmäßige Einnahmen. Auch die Flächen des Landes Hessen, die über HessenForst verwaltet werden, generieren Einnahmen – Gelder, die in die Waldpflege und andere Maßnahmen der nachhaltigen Forstwirtschaft zurückfließen. Zusätzlich fallen Gewerbesteuereinnahmen an, die der Gemeinde mehr finanziellen Spielraum verschaffen. Diese Mittel können etwa für die Erhaltung öffentlicher Einrichtungen, die energetische Sanierung von Gebäuden oder Investitionen in Bildung und Freizeitangebote genutzt werden. Gerade für kleinere Städte im ländlichen Raum ist das eine wichtige Einnahmequelle, die langfristig wirkt.

Die Entscheidung für den Standort im Wirtschaftswald wurde in enger Abstimmung mit HessenForst getroffen. Dabei galt es nicht nur technische Voraussetzungen zu erfüllen, sondern auch naturschutzfachliche Belange zu berücksichtigen. Für die während der Bauarbeiten gerodeten Flächen wurde in Gottsbüren eine größere Fläche mit standortheimischen Laubbäumen neu aufgeforstet – ein ökologischer Ausgleich, der über das gesetzlich geforderte Maß hinausgeht. Weitere temporäre Flächen, die etwa für Kranstellflächen genutzt wurden, sind nach Abschluss der Bauphase wieder in ihren ursprünglichen Zustand zurückgeführt worden.

Im laufenden Betrieb berücksichtigt das Anlagenmanagement auch Belange des Artenschutzes. So werden die Windräder bei geringen Windgeschwindigkeiten in den Sommermonaten zeitweise abgeschaltet, um Fledermäuse zu schützen. Auch für den Kranichzug wurden betriebliche Anpassungen vorgenommen, um die Auswirkungen auf ziehende Vogelarten zu minimieren. Der Betrieb erfolgt damit nicht nur wirtschaftlich sinnvoll, sondern auch in ökologischer Verantwortung.

Insgesamt zeigt das Projekt in Trendelburg, wie Erneuerbare Energien mit konkreten, lokalen Vorteilen verbunden werden können. Es handelt sich nicht nur um die Erzeugung von Strom, sondern um einen wirtschaftlichen Impuls für die Region, der über Jahrzehnte wirkt. Die Kombination aus nachhaltiger Flächennutzung, kommunaler Einnahmestabilität, Beschäftigungseffekten und bürgernaher Umsetzung macht Trendelburg zu einem Beispiel für eine Energiewende, die lokal verankert ist.

Der Windpark ist damit nicht nur Teil der technischen Infrastruktur, sondern auch ein Baustein in der regionalen Entwicklung. Gerade in strukturschwächeren ländlichen Räumen eröffnen sich so neue Perspektiven – wirtschaftlich, sozial und ökologisch. Trendelburg zeigt: Die Energiewende ist nicht nur eine globale Herausforderung, sondern auch eine lokale Chance.

Text von Hildegard Thüring.