Das Schenkwindrad – Windenergie mit sozialem Mehrwert

Das Schenkwindrad ist eine Windkraftanlage auf der Schwäbischen Alb, die nicht nur Erneuerbare Energie erzeugt, sondern auch finanzielle Mittel für gemeinnützige Projekte bereitstellt. Die Gewinne aus dem Stromverkauf fließen vollständig in soziale und medizinische Einrichtungen, insbesondere in die Klinik für Integrative Medizin am Klinikum Heidenheim.

Erlöse für den guten Zweck

„Wir erachten es als selbstverständlich, dass die Menschen vor Ort von der Windenergie mit profitieren. Beim ersten gemeinnützigen Windrad profitieren auch soziale Einrichtungen. Nur so lässt sich die breite Akzeptanz für die Windenergie erhalten. Dies ist entscheidend, denn ohne Akzeptanz geht die Energiewende nicht“, erklärt Mitinitiator Erwin Schweizer.

Hinter dem Projekt stehen zwei Pioniere der dezentralen Energiewende: Erwin Schweizer und Georg Honold. Mit langjähriger Erfahrung im Bereich der Bürgerwindparks wagten sie gemeinsam ein neues Konzept – ein Windrad, das keinen Gewinn für private Investoren erwirtschaftet, sondern der Allgemeinheit dient.

Dafür gründeten sie im April 2017 die „Bürgerwindrad für Gemeinwesen und Gesundheit GmbH & Co. KG“ – eine Gesellschaft, deren erklärtes Ziel es ist, Erneuerbare Energien gezielt für soziale Zwecke einzusetzen. „Bei den meisten großen wirtschaftlichen Projekten bedienen sich kapitalkräftige Investoren an den guten Renditen, die es für Normalbürger sonst nicht gibt. Neben unseren Bürgerwindrädern haben wir uns deshalb entschlossen, auch mal ein gemeinnütziges Projekt ins Leben zu rufen“, so Schweizer.

Breite Beteiligung mit gemeinsamen Werten

Der Betrieb wurde bewusst breit aufgestellt: Zehn Gesellschafter beteiligten sich mit je 1.000 Euro Startkapital, dazu kamen 20 regionale Anleger, die insgesamt 300.000 Euro über Nachrangdarlehen investierten. Ein Großteil der Investition wurde durch einen Kredit der nachhaltig orientierten GLS Bank gedeckt – eine enge Partnerschaft, die auf gemeinsamen Werten beruht. Während der Bauphase sprang zusätzlich die Schweizer Honold Energiesysteme GmbH & Co. KG mit einem Liquiditätsdarlehen ein.

Das Schenkwindrad ist ein Energielieferant – aber eben nicht nur für Strom. Die Erlöse fließen in die deutschlandweit einzigartige Klinik für Integrative Medizin am Klinikum Heidenheim. Dort werden naturheilkundliche Verfahren mit schulmedizinischer Behandlung kombiniert – ein Ansatz, der Patient*innen mit chronischen und akuten Erkrankungen neue Wege eröffnet. Seit über 75 Jahren steht die Klinik für einen ganzheitlichen Behandlungsansatz und zieht Patient*innen nicht nur aus dem Landkreis, sondern aus dem ganzen Bundesgebiet und europaweit an.

„Die Energiewende brauchen wir und die Windräder auch, deshalb müssen wir schauen, dass die Akzeptanz stimmt. Es ist wichtig, dass die Leute, die die Anlage sehen, auch teilhaben können“, betont Schweizer. „Als wir in Gnannenweiler die zwei Anlagen geplant haben, haben wir gewusst, wir machen ein Bürgerwindrad – und dann schaffen wir es vielleicht, dass das andere ein gemeinnütziges Windrad wird.“

Strom für mehr als 2.000 Haushalte

Technisch gesehen handelt es sich beim Schenkwindrad um eine Enercon E-138 mit 4,2 Megawatt Leistung. Mit einer Nabenhöhe von 160 Metern und einem Rotordurchmesser von 138 Metern erreicht die Anlage eine Gesamthöhe von 229 Metern. Jährlich produziert sie rund acht Millionen Kilowattstunden Strom – genug, um etwa 2.250 Haushalte zu versorgen. Die für den Bau benötigte Energie ist bereits nach wenigen Monaten Betrieb wieder ausgeglichen.

Nachhaltig auf vielen Ebenen

Das Schenkwindrad steht damit exemplarisch für eine neue Generation von Energieprojekten: sozial, regional verwurzelt und zukunftsorientiert. Es ist ein Beweis dafür, dass Windenergie mehr kann, als nur CO₂ zu sparen – sie kann auch Gemeinschaft stiften und Solidarität ermöglichen.

Oder wie es Erwin Schweizer fast schon poetisch zusammenfasst: „Das Schenkwindrad ist ja vieles: ein Gesundheitsrad, ein Wirtschaftswandelrad, ein Wir-sind-das-Volk-Rad, vielleicht auch ein Mutmach- oder Aufbruchsrad … aber in jedem Fall ein Glücksrad. Möge der Wind – der ja bekanntlich weht, wo er will – vielen seiner Dimensionen Flügel verleihen.“

Text von Hildegard Thüring.